Fastenspeise im Seidla: Frankens Biere und die Kirche

Nicht nur in der Fastenzeit schenkten Mönche wie auch Nonnen in der Vergangenheit dem Bier ihre Aufmerksamkeit. Dabei kam ihnen zu Gute, dass sie, im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung, lesen konnten.

Akribisch durchforsteten sie alte Schriften wie die des Römers Gaius Plinius d.Ä. auf brautechnische Hinweise. In der Folge war ihr Bier oft besser als alles, was im Umkreis gebraut wurde. Die Mönche setzten etwa schon früh auf den Hopfen als Bierwürze und verzichteten dafür auf die sonst gängigen Würzkräuter wie Eicheln oder Efeu, die nicht immer der Gesundheit zuträglich waren.

Keimzelle der Bamberger Bierkultur

Ein Beispiel für eine besonders rege klösterliche Brautätigkeit ist Bamberg: Schon im Jahr 1122 hatte Bischof Otto der Heilige dem Kloster St. Michael das Braurecht verliehen und damit den Grundstein für Bambergs legendäre Bierkultur gelegt. Bis 1969 wurde auf dem Michaelsberg gebraut, heute befindet sich in den Gewölben der ehemaligen Benediktinerbrauerei das Fränkische Brauereimuseum. Für die meisten Klosterbrauereien war allerdings schon weit vorher Schluss: Als im Zuge der Französischen Revolution viele Klöster säkularisiert wurden, war auch das Schicksal der Klosterbrauereien besiegelt.

Kloster Kreuzberg (Bischofsheim, Rhön)

Pilgerreise zu Kreuz und Krug

Dennoch gibt es auch heute noch richtiggehende „Wallfahrtsstätten“ für Liebhaber:innen eines süffigen Klosterbiers.

Eine der bekanntesten ist der Kreuzberg in der Rhön, von dem einst gesagt wurde „Den Berg hinauf wallt ein langer Zug; die meisten zum Kreuze, fast alle zum Krug“. Seit 1731 wird in der Klosterbrauerei das viel gerühmte Klosterbier hergestellt, bis 1920 gab man das Bier sogar kostenlos an die Pilger ab. Am Sudkessel stehen heute zwar weltliche Mitarbeitende des Franziskanerklosters und auch das Bier ist nicht mehr gratis, die Preise in der Schänke sind aber trotzdem moderat und das Ambiente an sich sowieso unbezahlbar.

Die älteste Klosterbrauerei der Welt

Ganz im Süden des Urlaubslandes, bei Kelheim im Naturpark Altmühltal, schmiegt sich in eine Windung des Donaudurchbruchs Kloster Weltenburg – und damit die älteste noch aktive Klosterbrauerei der Welt. Gebraut wird hier nachweislich mindestens seit dem Jahr 1035 – unterbrochen nur durch die Säkularisation von 1803 bis 1846. Im Jahre 1846 gelangte die Brauerei wieder in klösterliches Eigentum, in dem sie bis zum heutigen Tag verblieben ist: Ein Glück für die Bierfans, die sich im Biergarten des Klosters unter anderem das „Kloster Barock Dunkel“ schmecken lassen.

Kreuzbergbier (Bischofsheim a.d.Rhön, Rhön)

Bio, Bier und Benediktiner

Nicht weit von Kelheim entfernt sind auch die Benediktinermönche im Kloster Plankstetten bei Berching ihrer Verbindung zum Bier treu geblieben. Nach ihrem Klosterrezept entstehen im nahen Riedenburger Brauhaus Bio-Biere wie das „Plankstettener Dinkel“, das würzige Spezialbier oder das malzaromatische Dunkel. Im Kloster Plankstetten spielt die biologische Landwirtschaft eine sehr große Rolle: So geht auch der größte Teil des Dinkels, der Braugerste und des Brauweizens, die die Mönche anbauen, direkt ins Riedenburger Brauhaus.

Familientradition mit Kloster-Sud und Nothelfer-Trunk

Und dann sind da natürlich noch die fränkischen Brauereien, in denen früher Mönche am Sudkessel standen, die aber heute in der Hand von Familien liegen, die mit Leidenschaft die Tradition der Brauhäuser hochhalten. Zu ihnen zählt die Klosterbrauerei Weißenohe in der Fränkischen Schweiz, die die Klostertradition wunderbar mit neuen Entwicklungen in Sachen Bier kombiniert. Der Braumeister setzt hier genauso auf sein vollmundiges „Altfränkisches Klosterbier“ und den malzbetonten „Kloster-Sud“ wie auf neue Hopfennoten in den Biervariationen des „greenMONKeys“.

Vierzehnheiligen (Bad Staffelstein, Obermain.Jura)

Immer eine „Pilgerreise“ wert ist auch die Alte Klosterbrauerei in Bad Staffelstein. Ihre Kulisse könnte schöner nicht sein, befindet sie sich doch unmittelbar hinter der prachtvollen Barockbasilika Vierzehnheiligen. Die Geschichte der Brauerei ist so alt wie die Wallfahrtskirche, seit 1803 kümmert sich statt der Mönche jedoch die Familie Trunk um Sudpfanne und Läuterbottich. Gebraut wird dennoch ganz im Sinne der Tradition – und die lässt man sich zum Beispiel bei einem köstlichen „Nothelfer Trunk“ schmecken.

Header-Bild © FrankenTourismus / Holger Leue